Guten Abend, alle zusammen. Wir melden uns nochmal, diesmal aus Beverley, einem kleinen Ort mit fast 30.000 Einwohnern und dennoch ist es die Hauptstadt des Bezirks "". Voraussichtlich ist dies der letzter Beitrag aus Großbritannien. Morgen werden wir ausschlafen, voraussichtlich gegen 11 in die Stadt gehen und dort den Münster, eine bereits von außen beachtliche Kirche, anschauen. Zum Abschluss werden wir dann nochmal in einen Pub gehen, falls das möglich ist. Kinder dürfen in England nämlich erst ab 18 in eine Bar/Pub - vorher nur dann, wenn es einen ausgewiesenen Restaurantbereich mit räumlicher Trennung, abseits der Bar, gibt. Gegen 17 Uhr werden wir dann zur Fähre aufbrechen, die um 20:30 Uhr ablegt und uns zurück nach Europa, genauer nach Rotterdam bringt. In Rotterdam legen wir wohl gegen 07:00 Uhr an und dort geht es dann in einem Rutsch nach Hause. Den letzten Beitrag wird es dann wieder aus Griesheim geben, wo es dann auch ein Fazit der Reise geben wird. Doch nun, kommen wir erstmal zu gestern und heute.
Tag 27: Truckstop an der M4 (England)
Abreise, die letzte - auf dieser Reise. Leon und ich wollten aber unbedingt nochmal an den Strand. Der Kompromiss: Wir fahren erst gegen 16:00 Uhr los, dafür dann aber mehrere Stunden am Stück, um einen Großteil der notwendigen Strecke zu schaffen. Um 09:30 Uhr sind wir beide daher aufgebrochen, Richtung Strand und es hat sich gelohnt. Als wir über den Hügel kamen, sahen wir, das die hunderte Meter Strand, die wir kannten, weg waren. Es war Flut und das Wasser stand quasi bis zu den Dünen. Ein schmaler Streifen Strand ist geblieben und dort haben wir uns, als einer der wenigen Menschen die dort waren, ausgebreitet und begonnen, eine Sandburg zu bauen. Einen Klappspaten haben wir immer im Dickerchen und Zeit hatten wir auch. Nach und nach entstand ein Burggraben, danach dann Türme, Mauern und Zinnen, ein Falltor und zuletzt ein Schlagbaum. Viele Menschen um uns rum schauten sich die Sandburg an und bauten eigene, doch das "Original" wurde nie erreicht. Knapp zwei Stunden haben wir daran gebaut. Zwischen durch haben wir uns einen Cappuchino bzw. ein Milchshake samt Brownies zum Frühstück vom Coffee-Van geholt.
Als das Wasser dann weit genug zurück gegangen war, starteten auch die Lifeguards mit der Arbeit, die Surfschule machte sich am Rand wieder Startbereit und Leon und ich gingen endlich wieder schwimmen. Das Wasser hatte auch heute knapp 18 Grad, die Umgebungsluft lag bei knapp 20. Wellen hüpfen im Atlantik, das ist herausfordernd, denn die Wellen dort, dürfen sich mit Fug und Recht auch so nennen. Leon wandelte das Wellenhüpfen dann irgendwann um in ein Wellenarschbombenspringen. Beschwert hat sich hier über das spitzende Wasser niemand, so leer ist es in Wales am Strand. Wir hatten einen riesigen Spaß und so schwer ist uns dann der Abschied auch gefallen. Leon konnte sich zuerst nicht vom Meer trennen und dann nicht von seiner Sandburg. Als Erinnerung hatte ich ihm vorgeschlagen, kann er sich einen Stein vom Burghofpflaster mitnehmen. Er hingegen entschied sich für den höchsten Fahnenmast, von der Mitte der Burg. Dieser wird zuhause die Spitze des Berges unserer Modelleisenbahn werden. Aber auch mir ist der Abschied schwer gefallen. Lange habe ich dem Meer hinterher geschaut, bis Leon aus dem nichts raus sagte, was ich die ganze Zeit gefühlt habe: "Du, Papa - ich glaube, dass ist der schönste Ort an dem ich jemals im meinem Leben war". Für uns steht fest: Wir kommen schnellst möglich wieder!
Irgendwann waren wir dann aber doch am Wohnmobil. Mit knapp 30 Minuten Verspätung, aber das gilt bei der Bahn oder am Flughafen ja fast als normal, warum dann nicht auch bei uns ;)
Das Dickerchen war soweit schon abfahrbereit, so dass wir nur noch duschen mussten und ich mich um die Ver- und Entsorgung kümmern konnte. Lara verlor dann noch mal einen Satz im Tischtennis gegen mich. Zugegeben, es war knapp, aber vorgestern hatte sie mich mit 2:1 Sätzen geschlagen.
Um 15:30, früher als geplant, rollten wir dann vom Campingplatz. Die ersten Meter waren dann aber doch nochmal herausfordernd. Straßen mit 14% Steigung und so schmal, das grade mal zwei normale PKWs aneinander vorbei kommen, aber unser Dickerchen hat das mit Bravour gemeistert und als wir dann die Landstraße erreicht haben, trockneten auch die kalten und schweiß nassen Hände der Beifahrerin wieder. Übernachtet haben wir dann nach knapp 3 Stunden Fahrt, auf einem Truckstop. Quasi eine Art Autohof, aber nur für Trucker. Abseits und ruhig, aber Autobahn nahe, bewacht und mit Duschen, Toiletten sowie einem Aufenthaltsraum.
Tag 28: Beverley (England)
Heute morgen wurden wir geweckt. Nein, kein Wecker. Es knisterte und knackte, er wühlte und raschelte. Unser jüngstes Besazungsmitglied war - wie so oft - zuerst wach und versuchte sich, von seinem Bett aus, eine Tüte Chips zu angeln. Eigentlich kein Problem, denn diese sind über dem Kühlschrank, direkt neben der Leiter zu einem Bett. Mit der schnell erhaschten Beute war er jedoch nicht zufrieden, also wurde gewühlt und gewühlt, bis die Lieblingssorte endlich gefunden war. Nach dem dann neben uns die ersten LKWs in Richtung Autobahn aufbrachen, war dann auch der Halbschlaf beendet.
Mit einem Tee im Thermobecher, ging es dann auf den Motorway, Richtung Hull. Knapp 3 Stunden waren es laut Navi noch und unterwegs ging es dann noch einkaufen. Alles was wir zu schätzen und lieben gelernt haben, Scones, Clotted Cream, diverse Chips, Ironbru und Cider, roasted Bacon und britische braune Soße, landete im Einkaufswagen. Dazu noch etwas Obst und zu trinken, für die letzten 44 Stunden in Großbritannien. Hier scheiterten wir ein X-tes Mal an der Automatisierung in Großbritannien. Vieles funktioniert hier über Apps. Nur über Apps oder über Kreditkarte. Eigentlich eine tolle Sache, wenn doch die ganzen Schranken auch nicht Britische Kennzeichen erkennen würden. Wir haben immer schön bezahlt und uns alle abfotografiert, denn auch dieser Kassenautomat erkennt nur die britischen Kennzeichen, die Kamera an der Einfahrt hingegen auch die Deutschen. Bezahlen daher nicht möglich, ich bin mal gespannt, wie vielen Parkplatzbetreibern wir antworten werden müssen, wenn wir wieder zuhause sind.
Die letzte Stunde dieser Fahrt führte uns jetzt nach Beverley, auf eine Farm etwas außerhalb der Stadt. Hier gibt es Kühe und Hühner, deren Milch und Eier man morgens auch kaufen kann. Zudem haben sie Ziegen, Schafe
und jede Menge Weideland. Bewirtschaftet wird der Hof von einem Pärchen Mitte 40, die ihn 2014 übernommen haben. Der Campingplatz kam kurz danach dazu, in dem ungenutztes Weideland parzelliert, mit Wasser und Strom versorgt und ein alter Schäferwagen zur Rezeption umgewandelt wurde. Hier ist es absolut idyllisch. Bevor wir morgen fahren, möchte ich aber noch eine Runde spazieren gehen. Die Führungen finden immer nur Sonntags statt und dauern knapp 90 Minuten, aber Teile des Hofs, die sich außerhalb des Campingplatzes befinden, gehören zu einer alten Batterie aus dem zweiten Weltkrieg. Die Briten hatten wohl, ähnlich den Deutschen mit ihrem Atlantikwall, eine Küstensicherung gebaut, ein Teil davon befand sich hier.
Sollte ich etwas finden, wird das in dem letzten Beitrag mit aufgenommen werden. Ich gehe jetzt erstmal zurück zum Dickerchen. Einerseits meine Duschsachen holen, andererseits den Beitrag und die Bilder online stellen. In Dickerchen haben wir nämlich unser WLAN mit Internet via Satellit, hier unten im Aufenthaltsraum, wo eben um 23:00 Uhr sogar das Licht ausging und es seit dem stock dunkel ist, gibt es nämlich weder WLAN, noch Handyempfang. Wieder im Bett auf dem Handy schreiben, wie an so vielen Abenden auf dieser Reise, wollte ich aber nicht. Im sitzen am Tisch auf dem Notebook ist eben doch so viel praktischer...
Von daher wünsche ich euch nun eine gute Nacht, mit den Worten von Hermine Granger und Ron Weasley aus "Harry Potter und der Orden des Phönix":
- Ron: "So viel kann kein einzelner Mensch fühlen, ohne zu explodieren."
- Hermine Granger: "Dein Gefühlsreichtum passt ja auch auf einen Teelöffel."