Früh, sehr früh - genauer gesagt um 05:15 Uhr, klingelte unser Wecker und die Frage "ist dann denn wirklich noch Urlaub", geisterte garantiert nicht nur in meinem Kopf. Zugeben würde es nur wahrscheinlich niemand der anderen. Warum wir so früh aufgestanden sind, ist aber leider nur zu logisch. Die Endhaltestelle der Buslinie befindet sich direkt am Campingplatz und ab da fahren wir ca. 45min bis zur Endhaltestelle der U-Bahnlinie Victoria Linie, die uns zu Kings Cross bringt, von wo aus wir dann mit der Straßenbahn weiter zum Randgebiet Londons kommen. Dort fährt dann der Shuttlebus zu den WB-Studios. Alles machbar, aber 2,5 Stunden mussten wir schon einplanen. Eine Verbindung später hätte auch gereicht, um pünktlich zum Treffpunkt zu kommen, aber dann hätte nichts schief gehen dürfen und - wir hätten uns unterwegs keinen Kaffee holen und unseren Bus verpassen dürfen. Von daher, alles gut ;)
Am Eingang der WB Studios waren wir dann dennoch etwas zu früh und stellten vor Ort fest, dass wir zwar eine Buchungsbestätigung, jedoch keine Tickets erhalten haben. Am Ticketschalter wurde uns dann erklärt, dass das daran liegt, das wir keine Tickets gekauft haben, sondern Deluxe Gäste sind (wenn wir schon hier sind, haben wir das große Paket gebucht) und so wurden wir am Rand "geparkt", bis wir von Georgina abgeholt wurden. Mit ihr gingen wir an der Warteschlange vorbei, zur Sicherheitskontrolle. Dort konnten wir dann unsere Rucksäcke abgeben und wurden direkt zum Frühstücksraum gebracht. Dort konnten wir in aller Ruhe frühstücken. Die Karte war reichhaltig und wir haben vieles probiert. Angefangen beim Full British Breakfast, mit Würstchen, Speck, Bohnen, Champions und gebratenen Tomaten, bis Pancake mit Butterbiersoße, Karamellstücken und Sahne.
Nach dem Frühstück ging unsere Tour los. Auch hier gingen wir nicht den üblichen Weg, sondern gingen "hinter den Kulissen entlang" herein. Die Wege und Räume, die wir hier passierten, sind jetzt Büros. Während der Dreharbeiten waren dies die Klassenräume von Neville, Harry, Luna und Co. Zehn Jahre wurden die Kids hier unterrichtet, von insgesamt 130 unterschiedlichen Lehrkräften. Durch den VIP-Eingang, den normalerweise Promis nehmen, kamen wir in den ersten Raum. Hier standen wir in der ersten Reihe, als uns die Gemälde begrüßten. Der untere Teil der Wände waren bei den Dreharbeiten die Wände des Labyrinths des trimagischen Turnier. Hergestellt auf den Ästen von über 1000 künstlichen Weihnachtsbäumen. Der obere Teil, für den Film ein Greenscreen, war nun eine umlaufende LED-Wand, die viele Bilderrahmen darstellte, in denen Regisseure, Produzenten, Schauspieler und Besucher zu Wort kamen und die Bilderrahmen, wie sollte es anders sein, auch wechselten. Als sich die Tür dann öffnete, standen wir vor der großen Tür zum Speisesaal der großen Halle, in dem das neue Schuljahr immer begonnen wird. Ein paar letzte Worte und die Tür öffnete sich. Was wir dann sahen, war unglaublich. Es gab so viel zu sehen, dass wir im ersten Moment gar nicht alles aufnehmen konnten und gefühlt direkt in die Welt von Harry Potter eintauchten. Die vielen verkleideten Besucher taten ihr Übriges dazu. Das Gefühlt sollte sich auch den gesamten Tag nicht mehr ändern.
Egal ob es das Haus der Weasleys war, der fahrende Ritter, das Gewächshaus oder das Zimmer unter der Treppe - die Welt von Harry Potter war scheinbar real und er nur kurz die Welt retten. Einfach klasse und die 250 Pfund (statt 70) um an allen Schlangen vorbeizukommen, jeden Penny wert!
Auch welche Infos wir bekommen haben, war klasse. Für jede/n Schauspieler/in wurden Perücken angefertigt und genutzt. Das Make-up dauerte knapp zwei Stunden pro Tag, manchmal mehr, manchmal weniger. Um aber nicht auch noch gut eine Stunde für die (möglichst jeden Tag identisch aussehende) Frisur zu aufzuwenden, wurde auf Perücken zurück gegriffen. Für Harry gab es eine Gesichtsmaske aus Kunststoff, wie wir eine Schablone genutzt wurde, damit die Narbe immer wieder an exakt der selben Stelle sitzt. Auf Tom Riddels Grabstein steht als Todesjahr 1913, aber bei seinem Sohn direkt darunter 1915 als Geburtsjahr. Weil das nicht sein kann und der Stein wirklich gemeißelt wurde, das neu zu machen aber sehr teuer gewesen wäre, wurde auf die 1915 ein grüner Punkt als (Mini Greenscreen) aufgeklebt und mittels CGI im Film das Datum korrigiert. Was mir auch nie aufgefallen ist: Harry trägt oftmals blau, wenn er aber in Gefahr ist, sind es meistens rote Klamotten. Auch für den Lade der Weasleys wurden über 4000 Artikel gestaltet, von denen nur knapp 100 im Laden dann auch verwendet wurden. Der Laden selbst kommt aber nur 90 Sekunden in den Filmen vor. Auch für das Modell von Seidenschnabel wurde zuerst das Tier gestaltet und dann von Hand über 16.000 Federn, einzeln angeklebt. Bei Gringotts bekamen wir dann als Deluxe-Besucher eine Münze geschenkt, die mit derselben Prägemaschine hergestellt wurde, mit der auch die Münzen für die Filme hergestellt wurden. Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors ist alt und ehrwürdig, das Inventar sehr alt. Aber sind wir mal ehrlich, als die Kulisse gebaut wurde, waren alle Gegenstände darin komplett neu. Alt und ehrwürdig sah da nichts aus. Also der Regisseur des ersten Teils, die Kinderschauspieler in die Kulisse geholt und ihnen gesagt, sie können einen Nachmittag darin spielen war und wie sie wollten. Das Ergebnis ist bekannt. Abgenutzte und gebrauchte Möbel und Teppiche. Am Ende sahen wir diverse Modelle aus Papier. Alles, egal ob es die Winkelgasse oder Harrys Zimmer war, wurde zuerst aus Papier gebaut und dann wurde eine Minikamera dort durch bewegt. Wenn die Aufnahmen nicht zufriedenstellend waren, wurde neu gebaut und erst wenn das Ergebnis passte, wurden die Kulissen in Lebensgröße gebaut. Apropos Lebensgröße...
Zum einen waren die Hauptdarsteller anfangs klein und wuchsen mit der Zeit, weshalb man Harry in späteren Teilen nie ganz im Bett sieht. Die Füße würden sonst unten rausschauen, da die Kulissen Betten nicht mitgewachsen sind. Auch das Haus der Weasleys war für die Zwillinge zu klein. Mit 10 Jahren passten sie noch gut rein, aber mit 16 - 18 Jahren konnten sie dort nicht mehr aufrecht stehen. Aus diesem Grund lehnen sie in den Filmen auch immer irgendwo dran oder sitzen. Und Hagrid, ja der ist groß. Der Schauspieler aber nicht. Dieser trägt einen Fettanzug und einen Helm. Auf diesem Helm ist eine Maske und alle Gesichtspartien, egal ob Lippen, Augenlieder oder Augen, alles wurde per Hydraulik gesteuert. Ebenfalls ferngesteuert ist auch das bissige Buch, das Harry Potter von Hagrid bekommt, dass sich dann unter Harrys Bett versteckt. Die Tür des Tresors in Gringotts ist übrigens ebenso technisch funktionsbereit, wie die Schlangen an der Tür zur Kammer des Schreckens. Am Ende kam es dann aber endlich: Howards! Ein vollständiges Modell, das auch für die ganzen Flugszenen genutzt wurde. 80 Tage dauerte es, die Einzelteile, Türme, Tore, Treppen, Bäume etc. zusammen zu setzen. Diese überhaupt erst zu bauen, dauerte über ein Jahr. Das endgültige Modell ist dann aber auch drei Stockwerke hoch und der krönende Abschluss der Tour und Modellbau auf einem ganz anderen Niveau. Danach war unsere Tour dann auch zu Ende und dann... - ... durften wir als Deluxe-Gäste grade nochmal rein, dann aber auf eigene Faust. Hier konnten wir dann auch Greenscreen Aufnahmen machen. Im Abteil des Zugs und bei einem Ritt auf dem Besen, auf der Flucht vor einem Drachen beim trimagischen Turnier.
Um 17:30 Uhr, nach über 12 Stunden, haben wir dann erschöpft den Rückweg angetreten. So gerne wären wir appariert oder wenigsten den Hogwartsexpress genutzt, aber uns bliebt leider nur die Bahn. Statt der Straßenbahn haben wir diesmal aber die Regionalbahn statt 45min Straßenbahn waren es dann nur noch 20 Minuten bis London und dort sind wir gar nicht erst weiter zum Dickerchen. Für zwei Nächste hatten wir ein Hotel in London, mitten in der City.
Am nächsten Tag steht nämlich Sightseeing auf dem Programm und abends sind wir dann bei Mamma Mia, dem Abba Musical im Novello Theater. Das ist dann aber ein anderer Beitrag. Dieser hier ist schon sehr lang geworden, wenn nicht sogar der längste dieser oder aller Reisen. Passend dazu habe ich diesmal ein Zitat von Albus Dumbledore: „Worte sind, meiner nicht so bescheidenen Meinung nach, unsere wohl unerschöpflichste Quelle der Magie, Harry. Sie können Schmerz sowohl zufügen, als auch lindern.“