Heute gingen wir zunächst getrennte Wege. Chrissy und Lara haben sie die HMY Britannia bereits vor zwei Jahren angeschaut und Leon wollte lieber "chillen". Also bin ich alleine aufgestanden und in Richtung Hafen aufgebrochen. Der nächste Bus wäre ich 11 Minuten gekommen. Mit Umsteigen hätte die Fahrt knapp 50 Minuten gedauert. Da es noch nicht so warm und das Wetter super war, habe ich mich dazu entschlossen, zu laufen. Zügigen Schrittes bin ich dann die 6,5km in knapp mehr als einer Stunde gegangen, die meiste Zeit am Meer entlang. Alleine dafür, hat sich die Bewegung am Morgen rentiert.
Am Hafen angekommen, viel mir direkt die Yacht auf. Die Britannia war die 83. königliche Yacht, seit dem Wiedereinsetzen durch König Karl II im Jahr 1660. Schiffe versprühen bei mir fast immer eine Form von Eleganz, aber die Britannia toppt dieses. Am gesamten Rumpf findet sich keine einzige Niete oder Schraube. Die Linien sind stromlinienförmig und elegant und der gesamte Aufbau wirkte stimmig. Der Eindruck bestätigte sich auch von innen. Viele Details erfuhr man erst durch den Audioguide. So ist der Schornstein Doppelwandig und so geformt sowie lackiert, dass außen kein Regenwasser abläuft und die Regentropfen keinen Abdruck hinterlassen. Dazu kommt, das auf dem Vorderdeck, wo die Royal Family beim Einlaufen in einen Hafen stand, ein Windabweiser eingebaut ist. Von außen kaum sichtbar, sollte er aber verhindern, dass die Röcke der Damen durch eine Brise hoch geweht wurden.
Auch innen konnte mich das Schiff überzeugen. Die Zimmer der Royal Family waren groß und geräumig, mit viel Stil. Am größten natürlich das Zimmer von Queen Elizabeth, sowie das Zimmer ihres Mannes. Ebenso groß war das Zimmer von Prinz Charles und Lady Diana, das einzige mit einem Doppelbett und angrenzendem Kinderzimmer an Bord. Deutlich kleiner dann die Zimmer der übrigen Familie.
Ebenso schlicht und trotzdem pompös, die darunterliegenden Zimmer. Ein Wohnzimmer mit Vorzimmer (für die Drinks), ein Speisesaal sowie zwei Arbeitszimmer. Am Heck befindet sich dann ein Sonnendeck für die Royals, mit Bar, Sitzgelegenheiten und einem (versteckten) Schrank für diverse Gesellschaftsspiele. Hiermit endet aber der Luxus, denn die Decks darunter zeigen dann schnell, für was das Schiff ebenfalls genutzt wurde. Als Kriegsschiff. Zwar unbewaffnet, aber mit einer Krankenstation inkl. Röntgengerät und OP, Marinesoldaten an Bord (die das Schiff beschützen und täglich darunter durch tauchten, wenn es vor Anker lag und die Royals an Bord waren), Lagerräume und vieles mehr. So wurde es bspw. eingesetzt, um knapp 1000 Briten aus einem Kriegsgebiet zu evakuieren oder auf seiner letzten Fahrt, als HongKong an China zurückgegeben wurde. 1997 wurde es dann außer Dienst gestellt. Der Unterhalt der Dampfturbinen war zu teuer. Diese wurden damals verbaut, da sie laufruhiger sind als ein Dieselmotor. Ein neues Schiff wäre für die Bevölkerung zu teuer geworden (denn auch die Royals fliegen meistens und das Schiff hatte eher repräsentativen Charakter) und selbst unterhalten wollten die Royals das Schiff auch nicht (ca. 50. Mio Pfund pro Jahr, inkl. Besatzung).
Heute ist es ein Museum und ein sehr schönes noch dazu!
Wer mal in Edinburgh ist, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Anschließend bin ich mit der Bahn in die Innenstadt gefahren und habe mich dort mit Chrissy und den Kids am Scots Monument getroffen. Das Scotsmonument steht dort zu ehren Walter Scots, der Autor meines Lieblingsbuchs "Ivanhoe" (nach dem auch alle meine Computer, vom ersten bis zum heutigen, hießen). Zusammen sind wir dann zum Castle. Wärend Chrissy und die Kids schnell durch waren und in die Stadt sind, habe ich mir jede Textzeile angehört, die der Audioguid zu bieten hatte.
Ein großer Geschichtskurs soll das heute nicht werden, aber nur so viel: Mary Stuart war Königin von Schottland. Da zur Zeit ihrer Geburt die politischen Unruhen sehr groß waren, wurde sie nach Frankreich gebracht, wo sie Franz II heiratete und nach dessen Tod, mit nur 17 Jahren Königin von Frankreich wurde. Mary Stuart ging jedoch nach Schottland zurück, wo sie als alleine regierende Königin mehr Macht hatte, als in Frankreich. Mary brachte in Edinburgh einen Sohn zur Welt, welcher der legitime Tronfolger war. Da man einer Frau das Regieren eines Landes nicht zutraute, wurde sie recht schnell auch zur Abdankung genötigt, damit ihr Sohn das Amt übernehmen konnte. Geflüchtet ist sie nach England, wo sie letztendlich von ihrer Schwester hingerichtet wurde, weil sie nicht offiziell auf den Anspruch des englischen Trons verzichten wollte. Ihre Schwester hat sie dann letztendlich enthaupten lassen. Vielleicht ist es Ironie des Schicksals, dass Mary Stuarts Sohn, Jakob I., dann doch auch zum König von England wurde.
Außerdem bietet Edinburgh Castle aber noch so viel mehr zu sehen. Die schottischen Kronjuwelen beispielsweise, die noch immer genutzt werden, wenn alle vier Jahre ein neues Paralement (Schottland hat seit 1999 wieder ein eigenes Parlament) gebildet wird. Außerdem war das Castle eine Garnisonsfestung, Gefängnis und gilt als die am häufigsten Belagerte Festung Europas. Von der größten Kanone der Welt (sechs Tonnen schwer, 300m/s Mündungsgeschwindigkeit, eine Reichweite von bis zu 3km und Kugeln, die 1m dicke Mauern durchschlagen konnten), über die Ehrenhalle (in der alle identifizierten gefallenen schottischen Soldaten vom Mittelalter bis heute geehrte werden), bis hin zu einer unglaublichen Aussicht und der 13 o'clock Gun, die täglich um 13 Uhr (Ausnahmen sind Karfreitag, Weichnachten und der 1. Weihnachtsfeiertag) abgeschossen wird. Früher, um den Seefahrern im Hafen die Möglichkeit zu geben, ihre Uhren exakt zu stellen (was für die Bestimmung des Längengrads notwendig war, den Breitengrad konnten sie an Hand der Sonne und der Sterne bestimmen), heute aus Tradition.
Nach dem Castle sind wir dann noch mal essen gegangen. Haggis, Meatballs, Sparerips, Süßkartoffelpommes und (für Leon) ein Hünchenschnitzel mit BBQ-Soße.Das war es nun aber erstmal. Ich gehe nun schlafen, morgen geht es "früh" weiter, einaufen und Richtung Loch Ness. Dann habe ich auch kein Aufenthaltsraum mehr, da wir wohl frei stehen werden, weshalb ddie Beiträge morgen und übermorgen vermutlich wieder etwas kürzer werden. Heute verabschiede ich mich mit einem Zitat von Lily Potter aus "Die Heiligtümer des Todes", das aber auch zu Mary Stuart gepasst hätte: "Wenn Liebe das einzige ist, was man hat, dann ist Liebe das einzige, was zählt.“