Guten Abend aus Bjerregard!
Nachdem es heute Nacht mehrere Stunden am Stück geregnet hat und es am morgen recht frisch war, haben wir uns spontan dazu entschlossen, drinnen zu frühstücken. Das "Kampfjetspotting" nach dem Frühstück haben wir uns dennoch nicht nehmen lassen. Heute waren die Jets aber nur selten zu sehen, überwiegen sind sie Flugmanöver über der Nordsee geflogen, kamen daher nur selten vorbei und wie es bei Hyperschallflugzeugen der Fall ist: Wenn man sie auf sich zukommen hört, sind sie eigentlich schon an einem vorbei. Wärend die Kinder etwas Energie auf dem Spielplatz verbraucht haben, haben die Großen das Dickerchen reisefertig gemacht. Heute Abend wollten wir endlich auch in diesem Urlaub "frei stehen".
Zunächst aber ging es nur kurz um die Ecke, zu dem Kommandørgården. Es liegt direkt links neben der Ausfahrt des Campingplatzes. Selbstverständlich sind wir aber erstmal rechts raus gefahren...
Rømø war früher die Insel der Sehrfahrer und der Kommandørgården ist ein ehemaliges Kapitänshaus (Kommandør = Kapitän) eines Wahlfängers. Oftmals waren diese Männer ein knappes Jahr unterwegs und fingen Wale im Atlantik, waren oftmals aber auch sehr reich und hatten entsprechend große Häuser mit viel Personal. Sehr sehenswert und informativ. Ein Haus mit solch einem Ausblick, das wäre etwas...
Ebenfalls dort zu sehen ist das Skelett von einem der 16 Pottwahle, die 1996 die Orientierung verloren und am Strand von Rømø strandete.
Anschließend führte unser Weg uns nach Ribe. Wohlgemerkt nicht in das jetzige, auf der Landkarte verzeichnete Ribe, sondern in das Wiederaufgebaute Ribe ab dem Jahr 700 nach Christus. Wie auch in Schweden ist diese Dorf belebt. Die Bewohner haben mit Hilfe historischer Werkzeuge tagsüber die Felder bestellt, Waffen produziert, Wolle gesponnen, Schmuck aber auch Schuhe und Kleidung hergestellt und vieles mehr. Die meistens sehr dunklen Hütten waren bestenfalls durch ein Feuer beleuchtet, in der Regel aber nur durch ein paar Kerzen erhellt. Soetwas kostet viel Geld, in Schweden wurden dafür vormittags Angestellte eingesetzt, Abends und am Wochenende Hobbywikinger. Wie es in Dänemark realisiert wird, weiß ich nicht. Ich weiß nur, das man Geschichte vor allem für Kinder nicht besser veranschaulichen kann. Egal wie gut eine Infotafel gestaltet ist, an das reale Leben kommt sie nicht ran. So verwundert es wohl auch nicht, das wir knapp drei Stunden in dem Wikingerdorf waren.
Da die Kids aber durch das toben am Morgen sowie das Wikingerdorf recht müde wahren, nutzen wir die Chance um Strecke zu machen und fuhren weiter. Spontan haben wir uns dazu entschlossen, den Campingplatz anzufahren, der erst für morgen geplant war, um dem Pfad der Wikinger weiter zu folgen. Vorher mussten wir aber noch einkaufen gehen und dann taten wir das, was wir schon lange nicht mehr getan haben. Richtig einkaufen in einem normalen, großen Supermarkt. Hier gab es alles was das Herz begehrt und vor allem verhältnismäßig günstig. Für einen vollen Einkaufswagen mit Einkäufen für die nächsten vier Tage, darunter Wurst, Käse und Butter, Lebensmitteln für zwei mal grillen, unter anderem mit zwei Entrecôte, Steaks und Würstchen, Gemüse und Obst, einigen Getränken - teilweise alkoholisch und teilweise antialkoholisch, Marmeladen und Nutella (ja, im Urlaub gibt es auch das), sowie Spühmittel, Flüssigseife und anderen ähnlichen Gegenständen, haben wir umgerechnet 106 EUR bezahlt. In Deutschland hätten wir für einen vergleichbaren Einkaufswagen, mit Produkten in vergleichbarer Qualität, ungewähr 30% mehr bezahlt. Vergleichbar günstig ist hier auch der Treibstoff. Der Liter Superbenzin kostet derzeit ungefähr 1,10 EUR und der Liter Diesel ca. 0,85 EUR. Was hier wiederum recht teuer ist, sind generell Dienstleistungen. Ein Hotdog auf die Hand kostet da schnell mal fünf bis sechs EUR und zwei Nächte auf dem Campingplatz knappe 95 EUR. Arbeitszeit ist eben teuer, vor allem wenn sie anständig bezahlt wird!
Nach dem wir unsere Vorräte gebunkert haben, konnten wir weiter fahren. Bis zu unserem heutigen Etappenziel waren es nur noch knapp zwanzig Minuten. Der Campingplatz auf dem wir heute Abend stehen, ist von der Größe recht überschaubar, liegt jedoch nur einen knappen Kilometer von der Nordsee und ihrem Strand entfernt, liegt jedoch direkt an einem Fjord. Der Seewind mit dem ruhigen Wasser ist die optimale Umgebung für Kitesurfer, Standuppaddeling und Kanu-/Kajakfahrten. Alle diese Fahrzeuge sind daher auch vor Ort mietbar. Für die Kinder ist wohl am wichtigsten, das es auch hier einen Hüpfberg gibt.
Wir haben diesen Platz trotz allem jedoch weniger wegen seiner Wassernähe oder dem Spielplatz ausgesucht, sondern viel mehr wegen der Nähe zu Bork Vikingehavn. Ein weiteres Wickingerdorf, jedoch mit einem Hafen auf dem auch Schiffe und Boote zu sehen und teilweise zu besichtigen sind. Bevor wir aber weiter den Spuren der Wikinger folgen, werde auch ihr nun schlafen gehen. Ich verabschiede mich daher für heute mit einem Zitat, das den Wikingern zugeschrieben wird:
"Es gibt kein besseres Reisegepäck als geistige Gesundheit und einen klaren Verstand. In fernen Ländern ist dies viel nützlicher als Gold und hilft Armen aus Schwierigkeiten heraus."