Endlich! Wir sind wieder an einem Hafen. Die Stellplätze an den kleinen Sportboot und Yachthäfen sind einfach die schönsten. Wann immer wir die Möglichkeit haben, an einem solchen zustehen, nehmen wir diese war.
Die Gemeinsamkeiten sind die gleichen, Frischwasser Versorgung, Abwasser Entsorgung und Chemietoilette reinigen. Aber auch die „Lebensart“ ist ähnlich. Ablegen und neue Ziele ansteuern. Dabei autark sein, andere Menschen kennen lernen und die Nähe zur Natur suchen. Außerdem sind die Häfen, bedingt durch die unvermeidbare Nähe zum Wasser, meistens am Stadtrand und dadurch sehr ruhig gelegen. Bei den meisten Freizeitkapitänen sind die Kapitäne der Landstraßen auch als „ihres gleichen“ anerkannt.
Um aber erstmal an diesen wunderschönen Ort der Natur zu gelangen, mussten wir die Grenze von Finnland nach Norwegen überschreiten. Bereits vorgestern hatten wir den Polarkreis, also jene virtuelle Linie an der im Sommer die Sonne nie unter dem Horizont verschwindet und im Winter nie aufgeht, überschritten. der Grenzübertritt war unspektakulär. Da Norwegen nicht zur EU gehört, wurden neben den Covid-Impfzertifikaten auch die Pässe kontrolliert. Mit einem Gruß des Grenzpolizisten an die Kinder auf der Rückbank, durften wir passieren. Das Glück hatten nicht alle, das auto vor uns musste umdrehen.
Nach der Grenze wurde die Landschaft zunehmen kahler. Die Birken buschiger und nicht mehr so hoch, der Boden felsig. Zudem kamen immer mehr Berge, die wir mit unserem 4,25t Gespann aber reacht mühelos über die ein oder andere Serpentine und Spitzkurve erklimmen konnten.
In Mitten der Berge kamen wir dann in die Stadt Kautokeino. Sie ist die inoffizielle Hauptstadt der Samen (dt: Sumpfleute), ein indigenes Volk dessen Territorium sich von Schweden bis Russland erstreckt. Einst in Zelten in Sümpfen lebend, haben sie Teile ihrer Kultur bis heute bewahrt. Dazu zäht neben der Sprache und eigenen Festen auch eine eigene Filmproduktion, die jedes Jahr ihre eigenen Filmfestspiele hat. Diese findet im weltweit einzigen Schneemobil-Autokino statt. Eine der Veränderungen, die es dieser Kultur wohl ermöglicht haben, mit der Zeit zu gehen und noch immer zu existieren. Sehr beeindruckend war auch die größte Kirche der Samen, welche in Kautokeino steht. Leider war die Kirche - Corona gibt es auch bei indigenenVölkern - verschlossen. Aber die Aussenansicht und die Gräber mit Sterbedaten von 1848 bis vor wenigen Tagen haben sich schon gelohnt.
Hinter den Bergen kamen wir dann nach Alta, eine kleine aber schicke Stadt. Gegründet eigentlich um die Steinbrüche mit Wasser zu versorgen, ist sie auch das Ziel der Norwegischen Wassertaxilinie - den Hurtigrouten. Leider ist sie aber auch, begünstigt durch den Verkehrsflughafen mit Anbindung nach Frankfurt am Main, Zeil diverser Kreuzfahrtschiffe. Unter anderem einige AIDA machen hier regelmäßig fest und überfluten die Städte mit Menschen. Wir profitierten auch hier wieder von der Pandemie. Ohne Kreuzfahrtschiffe war die Innenstadt sehr ruhig und leer. So leer lernten wir letztes jar auch Stavanger kennen, das normalerweise auch von Kreuzfahrtschiffen überflutet wird. Ebenso wie Stavanger, haben die Gaststätten hier auch Kreuzfahrtzielpreise. Die Pizza für umgerechnet 22 EUR ist hier nichts ungewöhnliches, das Glas Wein für 12 EUR auch nicht.
Das absolute Highlight kam jedoch gerade eben! Ich freue mich, auf die freie Sicht über das Meer, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwindet um dann kurz danach wieder auf zu gehen (dafür, das wir sie garnicht mehr untergehen sehen, sind wir leider knapp drei Wochen zu spät). Heute habe ich nochmal den Blick auf das Meer genossen, das Spiegelglatt den Sonnuntergang begleitet. Um 23:45 Uhr, war die Sonne dann hinter den Bergen verschwunden. es wurde kühler und ich habe mich schon Richtung Dickerchen umgedreht, da hörte ich das ausstoßen von Luft. Als ich wieder auf das Meer sah, sah ich eine Finne und einen Luftstoß. es war eine Herde Grintwale, die diret an mir vorbei kam. Der Anblick dieser erhabenen Tiere ist einmalig, wie sie langsam und gleichmäßig ihre Bahnen zog. Leider hatte ich nur mein Handy zur Hand und es ist mir nur ein einigermaßen gutes Foto gelungen, aber das Gefühl ist dennoch - einmalig schön!
Mal schauen ob wir das Glück die kommenden Tage noch einmal haben. Wale im Fjord sind wohl recht selten, weiter draußen gibt es aber wohl regelmäßig Pottwale zu beobachten, ebenso wie in den Sommermonaten Delfine und in den Wintermonaten Orcass.
Morgen wollen wir uns die Kirche der Nordichter anschauen und danach den Kindern einen Wunsch erfüllen und in ein Schwimmbad mit Rutsche und Sauna gehen. Anschließend werden wir dann noch ein paar Kilometer Richtung Nodkapp fahren. Euch wünsche ich nun eine gute Nacht und in ein paar Stunden einen schönen Sonnenaufgang ;)
Strecke nach Hause: 2986km
Strecke zum Nordkap: 236km