Buonasera alla Germania!
Wir haben es geschafft, wir sind da! Egal ob 10% Steigung, fahrt durch die Wolken, Serpentinen und schenbar unendliche, enge Tunnel - wir sind am Nordkapp!
Anfangs war das ein Gletscher, der vor ca. 10.000 Jahren abgeschmolzen ist. 1553 strandete hier die Edward Bonaventura des Kapitäns Richard Chancellor, auf dem Weg nach China. Seit dem heißt das Kap, Nordkapp. 1594 errichteten die Niederländer hier eine Walfangstation und Francesco Negri, ein Priester aus Ravenna in Italien, erreichte 1664 als erster Tourist das Nordkapp (daher auch die Italienische Begrü0ung). Der französische Prinz Ludwig Philipp I. kam 1795 auf seiner Flucht vor der französischen Revolution ans Nordkap. Seit 1893 wird das Gebiet um das Nordkapp regelmäßig von den Hurtigroutenschiffen angelaufen und 1907 besuchte König Chulalongkorn von Siam (dem heutigen Thailand) mit seinem Gefolge das Nordkap. Sein Besuch wurde dokumentiert mit Datum und der Signatur des Königs, eingemeißelt in einen Stein, um den die heutige Nordkap-Halle herum gebaut wurde. Und nun, am 29.07.2021 waren auch wir mit unserem Griesemer Dickerchen hier!
Eigentlich wollten wir schon letztes Jahr hier gewesen sein, dann kam die Pandemie. Daher ist es umso schöner, das es dann heute geklappt hat, auch wenn der Horizont leider Wolkenverhangen ist. Die letzten Meter waren keine Herausforderung mehr und da es nur noch knappe 30 Kilometer mit einem kurzen Anstieg von 9% waren, sind wir ohne Frühstück losgefahren. Damit waren wir auch mit die ersten, die hier oben angekommen sind. Das Frühstück haben wir dann hier oben nachgeholt. am Rand der runden Lounge zu sitzen und über das Wasser gen Horizont zu schauen, ist einfach unbezahlbar. Bezahlbar, wenn auch sehr teuer, ist hingegen hier oben der Einkauf. Ein Frühstück mit drei heißen Schokoladen und einem Cappucino aus dem Vollautomaten, zwei heißen Waffeln mit Preiselbeeren sowie zwei Gläsern Sekt für insgesamt 460 Norwegische Kronne (46 EUR) hat man eher selten. Ein 0,33l Bier hätte hier stolze 8,50 EUR gekostet. Gut, Lebensmittel sind in Norwegen ohnehin sehr teuer, aber das ist schon rekordverdächtig, da kommt nichtmal der Transitbereich des Frankfurter Flughafens mit (der ist aber auch nicht so exklusiv wie das Nordkap). Der Souveniershop war hingegen recht günstig, weshalb wir uns mit allerlei Dingen eingedeckt haben. Angefangen bei dem obligatorischen Aufkleber auf dem Heck unseres Dickerchens, bis hin zu Pullover, Mütze und Schals war alle dabei. Viel mehr haben wir heute auch nicht gemacht. Wir waren spazieren, haben uns das Museum angschaut und sind mit anderen Campern aus Schweden, Norwegen und Leipzig ins Gespräch gekommen. Achso, ja: Diese Webseite ist jetzt (auch noch) unter www.womo-ontour.info erreichbar, seit heute vor allem aber auch unter www.griesemer-dickerchen.de
So haben wir jetzt sowohl für die Webseite, als auch für Facebook, Instagram und Park4Night den selben Namen. Selbst das WLAN in unserem Camper hat nun diesen Namen. Außerdem haben wir angefangen, unseren Rückweg zu planen. Es sind bis zur Fähre zwar noch 14 Tage, aber wir ein grober Plan schadet selten. Auf unserem stehen neben den Lofoten, Narvik und Tromsoe, noch die Astrid Lindgren Vält und die Bisonfarm in Hjo.
Auch wenn es angesichts meines Berufs fast schon unrealistisch klingen mag, aber so viele Screenshots - alle von der Webcam des Nordkapps mit unserem Dickerchen drauf - habe ich noch nie an einem Tag gekommen. Das zeigt aber, wie gut auch der letzte Zipfel in Norwegen mit Breitbandinternet versorgt ist. Einen dieser Screenshots teile ich gerne. Für alle die es suchen: Das Dickerchen steht in Reihe 1, genau in der Mitte. D ahat sich unser Stopp gestern doch noch bezahlt gemacht - von wegen früher Vogel und Wurm und so... ;)
Für alle die selbst einmal durch die Webcam schauen möchten, hier der Link: https://nordkapp.kystnor.no/
Abschließend aber noch einen großen Dank! Bedanken möchten wir uns nämlich bei dem Team des Autohaus Nobeling in Griesheim, die trotz aller Schwierigkeiten und Zeitdruck, unser Dickerchen rechtzeitig fertig bekommen haben, das wir diese Tour überhaupt antreten und das Nordkapp erreichen konnten!
Mehr gibt es zu dem heutigen Tag nicht mehr zu sagen. Um 00:43 Uhr war offiziell Sonnenuntergang und um 01:00 Uhr dann wieder Sonnenaufgang. Die Wolken geben im Moment zwar einen Teil des Horizonts frei, es hat jedoch nicht gereicht, um die Sonne zu sehen. Dennoch war es mehr als beeindruckend, das es einfach nicht dunkel wird. Ein wahnsinnig seltsames, aber unglaublich gutes Gefühl. Noch viel schöner war aber, das wir - dank Pandemie - realtiv alleine waren So konnte ich alleine vor dem Globus stehen, ohne auch nur einen Menschen außenrum. Diese ohrenbetäubende Stille, nichts zu hören außer weit entfernt das Meer und ab und zu mal etwas Wind, das war unglaublich. Alleine am "Ende der Welt"...
Um niemanden zu wecken, kann ich mir das Video jetzt nicht noch einmal anhören, aber vielleicht hört man im Hintergrund noch die beiden Motorradfahrer, die gerade angeommen sind, als ich zum Abschluss das Video drehen wollte. Die beiden sind sich überglücklich in die Arme gefallen und hatten beide Freudentränen in den Augen. Ich schätze beide auf Ende fünzig und sie sind aus Italien mit ihren Motorrädern hier her gekommen und wollten unbedingt heute, am letzten Tag der Sommersonnenwende ankommen. Es ist ihnen geglückt, nach knapp mehr als 4000 Kilometern und fünf Landesgrenzen.
Kalt ist es jetzt wie erwartet von den +8 Grad heute Mittag, sind jetzt keine drei mehr übrig. Wie gut dass unser Dickerchen das Winterpaket besitzt und die beiden Gasflaschen bei der Abfahrt voll waren. Hier drin ist es daher muckelig warm und ich werde jetzt ebenfalls schlagen gehen.
Buona notte e sogni d'oro!
Strecke zum Nordkap: 0km
Strecke zum Nordpol: 2100km
Strecke nach Hause: 3219km